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Der Zeck im Porträt

Sommerliche Waldspaziergänge bringen nicht nur gute Laune und Bewegung an der frischen Luft, sondern oft auch unliebsame Begleiter, die man unbemerkt mit nach Hause nimmt.

Zecken, die winzig kleinen Spinnentiere, leben am Waldboden, im Gras oder auf Sträuchern - wenn sie nicht gerade auf einem Wirt, meist einem wildlebenden Säugetier, Blut saugen.

Ein Zeckenbiss ist nicht nur unangenehm, er kann auch gesundheitliche Folgen haben, denn die Tiere sind Überträger von Krankheiten. FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Gehirnhautentzündung, wird durch ein Virus ausgelöst, das von Tieren wie Mäusen, Füchsen, Hasen oder Rehen, aber auch Nutztieren oder Hunden, durch Zeckenbisse auch auf den Menschen weiterverbreitet werden kann. Zum Glück gibt es einen wirksamen Impfstoff gegen die Krankheit, die bei schweren Verläufen bleibende Lähmungen und Nervenschäden hervorrufen kann. Auch die bakterielle Krankheit Borreliose, gegen die es jedoch keine Impfung gibt, wird von Zecken übertragen.

Während wir Menschen die kleinen Spinnentiere hauptsächlich dann bemerken, wenn sie uns beißen, stellen diese „Mahlzeiten“ nur einen kleinen Teil des Zeckenlebens dar. Die längste Zeit verbringen die Blutsauger nämlich gut verborgen am Boden von Wald und Wiese. Einmal aus dem Ei geschlüpft sind die Larven der Schildzecken, er bei uns häufigsten Zeckenfamilie gerade einmal einen halben Millimeter groß und haben nur sechs Beine.  Schon in diesem Stadium befallen die Zeckenlarven Kleinsäuger und saugen ihr Blut, da sie sich von darin enthaltenen Proteinen ernähren. Ist die Larve satt, lässt sie von ihrem Wirt ab und beginnt, sich zu häuten. Das zweite Lebensstadium der Zecken nennt man Nymphen. Sie sind etwas größer und haben bereits 8 Beine, jedoch noch keine Geschlechtsmerkmale. Nachdem auch die Nymphe Blut gesaugt hat, entwickelt sie sich schließlich zu einer erwachsenen Zecke weiter. Weibliche Zecken sind dabei deutlich größer als männliche, und das ist kein Wunder, müssen sie doch in ihrem Körper bis zu 3.000 Eier produzieren! Dazu nehmen sie ein Hundertfaches ihres Körpergewichts an Blut zu sich und lassen freiwillig erst von ihrem Wirt ab, wenn sie wie wirklich vollgesogen sind. Nach der Eiablage sterben die Weibchen ab. Bis dahin haben die Spinnentiere jedoch bereits bis zu 5 Jahre gelebt.

Wie aber schützt man sich am besten vor den Blutsaugern des Waldes? Die beste Prophylaxe gegen die Krankheit FSME ist die schon erwähnte Zeckenimpfung, die regelmäßig zu wiederholen ist. Nach einem Waldspaziergang in der warmen Jahreszeit ist es außerdem ratsam, den Körper nach Zecken abzusuchen. Vorbeugen kann man Zeckenbisse z.B. durch lange Hosen und helle Kleidung, auf denen die Tiere schneller erkennbar sind, oder indem man ihre bevorzugten Aufenthaltsorte – hohes Gras, Laubstreu und Gebüsch – meidet.

Mehr dazu:

https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Fr%C3%BChsommer-Meningoenzephalitis-(FSME).html

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/freizeit-und-erholung/was-sie-ueber-zecken-wissen-sollten

Aktiv in der kalten Jahreszeit (Februar 2024)

Waldarbeiten im Winter

Wer im Winter im Wald spazieren geht, trifft vielerorts auf Warnschilder und Forstarbeiter*innen. Vor allem bei Laubhölzern, wie Buche oder Eiche, ist in der kalten Jahreszeit Erntezeit angesagt. Jetzt werden große Bäume gezielt entnommen, um Platz und Licht für eine neue Generation heranwachsender Bäume zu schaffen und den Wald zu verjüngen. Gründe dafür, diese Maßnahmen im Winter durchzuführen, gibt es mehrere.

Zum einen bewirken der schützende Frost und Schnee eine besonders bodenschonende Ernte. Gleichzeitig schützt eine Schneedecke auch die Wurzeln oder kleinere Bäumchen im verbleibenden Waldbestand vor Schäden. Kommt es doch zu Schäden, etwa wenn ein gefällter Baumstamm den Ast eines anderen Baumes abbricht, ist in der kalten Jahreszeit die Gefahr einer sogenannten sekundären Krankheit viel geringer. Denn Krankheitserreger wie Pilze oder Insekten breiten sich mit Vorliebe bei wärmeren Temperaturen in Bäumen aus. Das gilt auch für das gefällte Holz, das im Winter weniger Schädlingen ausgesetzt ist und dadurch eine bessere Qualität hat.

Ein weiterer Vorteil der Holzernte im Winter, vor allem bei Laubbäumen, ist die Tatsache, dass diese zu dieser Zeit keine Blätter haben. Einerseits wird dadurch die Waldarbeit sicherer, weil die Fachkräfte die Situation in der Krone ohne Laub besser beurteilen können und mögliche Gefahrenquellen bei der Fällung erkennen. Andererseits können Laubbäume ohne Blätter auch keine Photosynthese betreiben, was wiederum bedeutet, dass der Wasseranteil im Stamm im Winter geringer ist. Die Fällung in der „saftarmen“ Zeit führt ebenfalls zu einer besseren Holzqualität.

Doch nicht überall ist es möglich, die Vorteile der winterlichen Holzernte zu nutzen. Viele steilen oder höhere Lagen sind oft den ganzen Winter über gar nicht zugänglich, weil die Straßen nicht befahrbar sind. Dort heißt es dann auf die Schneeschmelze zu warten.

Für Waldbesucher ist jedenfalls auch im Winter unbedingt erforderlich, Warnschilder und Hinweise unbedingt zu beachten. Tafeln mit der Aufschrift „Befristetes forstliches Sperrgebiet – Betreten verboten“ auf Wegen oder Forststraßen zeigen an, welchen Gebieten man zur eigenen Sicherheit fernbleiben muss. 

Neugierig geworden? Die Unterlage „Viele leben vom Wald“ in unserer Materialsammlung bietet viele weitere spannende Informationen rund um Waldarbeiten und Holzernte.

Sauer, basisch, trocken, frisch (Herbst 2023)

Woher wir wissen, wo welche Bäume besonders gut wachsen

Nährstoffreich, nährstoffarm, trocken, feucht, sauer, basisch,… - die Eigenschaften eines Waldstandorts, also das Zusammenspiel aus Boden, Sonneneinstrahlung, Wasser- und Nährstoffhaushalt, bestimmen, welche Baumarten dort wachsen können. Denn so, wie verschiedene Tierarten unterschiedliche Lebensräume und Nahrungsquellen bevorzugen, sind auch die Baumarten an verschiedene Standorte angepasst.

So gedeihen etwa Fichten und Kiefern auf sauren Böden, während Eschen und Rotbuchen kalkhaltige, basische Standorte bevorzugen. Traubeneichen wachsen auf trockeneren Böden, Stieleichen wiederum benötigen mehr Feuchtigkeit.

Aus diesem Grund ist es für Waldbewirtschafter*innen besonders wichtig, Eigenschaften wie Wasserhaushalt und Nährstoffversorgung zu kennen. Denn ein Baum, der gepflanzt wird, soll rund 100 Jahre wachsen - das ist nur möglich, wenn die Bedingungen passen.

Doch woher weiß man, welchen Standort man gerade vor sich hat? Für geübte und gut ausgebildete „Waldprofis“ ist das oft auf einen Blick erkennbar. Beachtet man verschiedene Indizien, können die Eigenschaften eines Waldstandortes schnell bestimmt werden.

Vor allem im Hügelland und im Gebirge ist eine entscheidende Information die Himmelsrichtung, der der Hang zugewandt ist. Denn dadurch werden die Temperatur und Lichtverhältnisse maßgeblich bestimmt. Diese Eigenschaft nennt man auch „Exposition“. Hänge, die nach Süden „schauen“, sind (auf der Nordhalbkugel) sehr sonnig und damit trockener und wärmer, während nach Norden gerichtete Lagen generell eher schattig, kühl und feucht sind. Osthänge genießen Morgensonne und Westhänge sind häufig Stürmen und Unwettern ausgesetzt, da die Hauptwindrichtung in unseren Breiten meist von Westen nach Osten zieht.

Ein weiterer Faktor im steilen Gelände ist ganz einfach die Schwerkraft: Durch sie fließt das Wasser an der Bodenoberfläche und im Boden bergab – und nimmt dabei viele Nährstoffe mit. Aus diesem Grund sind Kuppen und die oberen Bereiche von Hängen meist nährstoffärmer als am unteren Hang oder in Mulden, wo sich Wasser und Nährstoffe oft sammeln.

Nicht so leicht erkennbar wie die Himmelsrichtung und Hangneigung sind die Eigenschaften, die im Boden verborgen sind. Das Ausgangsgestein, also das Gestein, das häufig unsichtbar unter dem Boden verborgen liegt und bei der Verwitterung Mineralien an diesen abgibt, ist mitverantwortlich für viele wichtige Bodeneigenschaften, die wiederum für die Nährstoffverfügbarkeit und Wasserhaushalt entscheidend sind.

Hinweise auf diese Eigenschaften bieten häufig Pflanzen, die ganz spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum haben und daher direkt mit Standorteigenschaften in Verbindung gebracht werden können.  Findet man solche „Zeigerpflanzen“ im Wald, kann man daher die Bedingungen recht gut einschätzen. Waldmeister beispielsweise zeigt einen sehr lehmhaltigen Boden mit guter Nährstoffversorgung an, wo Heidelbeeren wachsen, ist der Boden bestimmt sauer, Leberblümchen hingegen findet man fast nur auf kalkhaltigen Lehmböden.

Zeigerpflanzen lassen jedoch nur Rückschlüsse auf die derzeit gültigen Standortbedingungen zu. Mit den Dynamiken des Klimawandels, die auch auf Faktoren wie die Wasserversorgung, Nährstoffkreisläufe und Temperaturen Einfluss haben, werden sich vielerorts auch die Pflanzengesellschaften verändern. Gerade wenn ein neuer Waldbestand begründet wird, ist das wichtig, denn anders als Leberblümchen, Waldmeister und Co müssen Bäume mit den Bedingungen an ihrem Standort ja die nächsten 100 Jahre Zeit zurechtkommen. Bei der Einschätzung eines Standorts im Wald mithilfe von Zeigerpflanzen ist daher die künftige Verschiebung von Standortbedingungen unbedingt mit zu berücksichtigen.

Welche Bedingungen unsere heimischen Baumarten am liebsten haben, zeigen auch die Unterlagen „16 klimafitte Bäume Vorarlbergs“ und „9 weniger bekannte Bäume Vorarlbergs“ in unserer Materialsammlung.

Mehr dazu:

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/waldboden-und-baumarten

Alles neu! (Juni 2023)

Breite Palette an Verfahren zur Verjüngung des Waldes

Im Zuge der nachhaltigen Forstwirtschaft wird der nachwachsende Rohstoff Holz aus dem Wald gewonnen. Auf den Ernteflächen wird gleichzeitig die Wiederbewaldung, also die Verjüngung eines neuen Bestandes eingeleitet. Das ist auch fest im Österreichischen Forstgesetz verankert. Je nachdem, welche Bedingungen am jeweiligen Standort herrschen,  welche Baumarten in Zukunft gewünscht werden und welche sonstigen Aspekte – etwa Gefährdungen für Hangrutschungen - berücksichtigt werden müssen, wendet man dabei unterschiedliche Verfahren zur Verjüngung des Waldes an.

Wildwuchs oder Pflanzung?

Wird ein großer, alter Baum gefällt, dann bekommt der Waldboden plötzlich mehr Sonnenlicht zu spüren und vorhandene Samen im Boden beginnen zu keimen. Eine solche Naturverjüngung hat, neben geringeren Kosten für die Waldbewirtschafter*innen den Vorteil, dass die jungen Bäumchen gut an den Kleinstandort angepasst sind, auf dem sie von Anfang an wachsen.

Manchmal allerdings gibt es keine geeigneten „Samenbäume“, auch „Mutterbäume“ genannt, die ihre Samen für die Naturverjüngung auf der Fläche hinterlassen können. Das kann z.B. daran liegen, dass die Baumarten, die jetzt auf einen Standort wachsen, in Zukunft nicht mehr mit den Bedingungen zurechtkommen werden, die sich durch den Klimawandel ändern. Auch innerhalb einer Baumart gibt es häufig Unterschiede in der genetischen Anpassung an regionale Gegebenheiten (man spricht hier von verschiedenen „Herkünften“), die bei der Anpassung an den Klimawandel berücksichtigt werden müssen. 

In solchen Fällen bietet die künstliche Verjüngung, also die Aufforstung mit Pflanzen aus der Baumschule oder durch Aussaat, den Vorteil, dass die Baumarten, ihre regionale Anpassung und ihre Verteilung gezielt gesteuert werden können. Kunstverjüngung kommt etwa auch zum Einsatz, wenn die vorhandene Naturverjüngung ergänzt oder um Baumarten erweitert werden soll.

Darüber hinaus besitzen einige Baumarten auch die Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung, also ohne Blüte und Samen. Aus einem Baumstumpf oder von Wurzelausläufern können dabei neue Baumstämme anwachsen, die genetische Klone ihres Mutterbaums darstellen.

Platz schaffen für den Nachwuchs

Je nach Waldstandort und Lichtbedürfnissen der Baumarten, die den neuen Waldbestand bilden sollen, werden auch verschiedene Verfahren zur Holzernte und damit zur Einleitung der Verjüngung angewendet.

Lichtbedürftige Baumarten und Pioniere, wie etwa Lärchen, Kiefern, Birken oder Ebereschen wachsen auf größeren Freiflächen besser heran, wie sie in der Natur etwa nach Störungen, z.B. nach großen Stürmen, auftreten. In der Forstwirtschaft können diese Dynamiken mit Kahlschlägen nachgeahmt werden. In Österreich ist die Größe solcher Freiflächen allerdings auf maximal zwei Hektar beschränkt, um den Boden vor Erosion zu schützen.

Für Bäume wie die Rotbuche, die in der frühen Jugend ein schützendes Kronendach benötigt, wird häufig ein sogenannter Schirmschlag durchgeführt. Dabei werden zunächst einige  Bäume entfernt, um etwas Licht auf den Waldboden zu lenken und damit die Naturverjüngung aufkommen zu lassen. Sobald diese nächste Generation an Bäumen gesichert ist, können die verbleibenden alten Bäume ebenfalls entfernt werden.

Wird ein strukturreicher Mischwald angestrebt, eignet sich häufig der Femelschlag zur Einleitung der Verjüngung. Hier werden einzelne Baumgruppen entfernt. Im Zentrum der so entstandenen Lücken im Kronendach, wo viel Sonnenlicht hinkommt, können sich Lichtbaumarten ansiedeln, während in den dunkleren Randbereichen schattenliebende Arten, wie etwa Tannen gute Bedingungen vorfinden.  In Folge werden die Lücken schrittweise erweitert, wodurch mehrere Schichten in der Krone des neuen Waldbestandes entstehen.

Auch das Saumschlag-Verfahren nutzt das Spiel mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen, indem schrittweise schmale Streifen des Waldbestandes gefällt werden. Durch die kleinflächige Auflichtung werden gute Bedingungen für Jungbäume geschaffen, die keine direkte Sonneneinstrahlung vertragen. Sobald die Verjüngung im ersten Streifen gut herangewachsen ist, wird das nächste Segment des alten Waldbestandes geerntet und so weiter.

Schließlich bieten sich auch verschiedene Formen der einzelstammweisen Nutzung in Wäldern an, in denen ein dauernder, mehrschichtiger Baumbewuchs gewünscht ist. Eine Voraussetzung dafür ist ein dichtes Wegenetz im Wald.  

Die Möglichkeiten, Waldbestände zu verjüngen, sind vielfältig. Neben den oben beschriebenen Verfahren kommen beispielsweise auch verschiedene Mischformen zum Einsatz. Mit dieser breiten Palette an Werkzeugen kann die Waldbewirtschaftung optimal an ihre jeweiligen Gegebenheiten, Herausforderungen und Ziele angepasst werden.

(Text: Valerie Findeis| WALD trifft SCHULE)

 

Weitere Informationen:

Reh, M. (Landwirtschaftskammer Oberösterreich) (2012): Waldbaumerkblatt Verjüngungsmethoden. Link

Weinfurter, P. (Landwirtschaftskammer Österreich) (2021): Waldbau in Österreich auf ökologischer Grundlage. Eine Orientierungshilfe für die Praxis. Link

Sonderbar besonders (Februar 2023)

Kleine oder ganz spezielle Strukturen schaffen im Wald oft Lebensräume für eine Vielzahl spezialisierter Bewohner und unterstützen so die Biodiversität.

Lebewesen als Lebensraum

Mit dem Begriff „Mikrohabitat“ bezeichnet man im Wald besondere Strukturen, die Lebensräume für kleine Waldbewohner bieten. So finden beispielsweise viele Käferarten ihre ökologische Nische in unterschiedlich stark zersetztem Totholz.

Oft bilden aber auch lebendige Pflanzen Mikrohabitate, die von anderen Lebewesen genutzt werden. Gerade auf alten oder verletzten Bäumen kommen häufig sogar unterschiedliche Mikrohabitate gleichzeitig vor. Ein Riss in der Borke bietet einer anderen Käfer- oder Pilzart ein Zuhause als ein abgestorbene Ast oder eine verlassene Spechthöhle. Sammelt sich in einer Astgabelung Regenwasser, finden wasserlebende Insektenlarven einen geeigneten Lebensraum vor. Baumstämme und Äste bieten Moosen, Flechten und Farnen Raum zum Wachsen. Gleichzeitig werden diese sogenannten „Epiphyten“ selbst zum Mikrohabitat und beispielsweise gerne von Milben besiedelt.

Zuhause in Extrembedingungen

Ebenso wichtige ökologische Nischen bieten jene Strukturen, die in der Fachwelt als „Sonderstandorte“ bezeichnet werden. Hier herrschen Extrembedingungen hinsichtlich Wasserversorgung, Temperatur oder Nährstoffversorgung, die für hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen gerade richtig sind.

Eidechsen besiedeln beispielsweise gerne warme und trockene Steinhaufen, während Amphibien sich über Lacken und kleine Tümpel freuen.

Sandige oder felsige Böden, auf denen nur wenige Pflanzen gedeihen können, bieten Platz für Spezialisten, sogenannte „Pionierarten“. Ebenso stellen stark vernässte Böden Sonderstandorte dar, auf denen bestimmte, angepasste Pflanzen Raum finden.

Die Vielfalt macht’s

Je mehr verschiedene Sonderstandorte und Mikrohabitate in einem Waldgebiet zu finden sind, umso mehr Arten finden ein Zuhause. Nicht jeder dieser seltenen Lebensräume kann jedoch überall auftreten. Ihr Vorhandensein hängt von vielen Faktoren ab.

Die Unterlagen „Wald Steckbriefe“ in unserer Materialsammlung befasst sich im Detail mit solchen Habitaten.

Weitere Informationen: 

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/naturschutz/artenschutz/baum-mikrohabitaten

Leise rieselt der Schnee...(Dezember 2022)

Wir assoziieren ihn mit Weihnachten, Wintersport und Schneeballschlachten. Schnee spielt jedoch auch eine wichtige Rolle für Wald und Natur.

Einzigartige Formenvielfalt

Die besondere Niederschlagsform entsteht, wenn kleine Wassertropfen in Wolken unter sehr tiefen Temperaturen an Staubkörnern oder anderen Kristallisationskeimen gefrieren. Die Eiskristalle wachsen, schrumpfen und verändern ihre Form in Abhängigkeit von Temperatur, Druck und Luftfeuchtigkeit. Sie können wunderschöne, verzweigte Formen annehmen. Die „Schneesterne“ verzweigen sich dabei immer in einem Winkel von 60° oder 120°. Beim Herabfallen auf die Erde verkleben sich die Kristalle zu Schneeflocken.

In Watte gehüllt

Diese weiße Decke, die sich im Winter über das Land senkt, ist dabei gleich für mehrere Prozesse im Ökosystem Wald von großer Bedeutung. Zum einen isoliert Schnee den Boden und die Pflanzen und schützt sie so vor zu niedrigen Temperaturen. Auch wenn außen eisiger Frost herrscht, bleibt es unter der Schneedecke ein paar Grad wärmer.

Doch Schnee schützt Boden und Pflanzen nicht nur vor Frost, sondern auch vor Druck und Belastung. Das machen sich Forstarbeiter*innen zunutze: Arbeitseingriffe im Wald werden häufig im Winter durchgeführt, um den Boden und die vorhandene Naturverjüngung besonders zu schonen.

Nicht nur Vorteile

So weich und wattig sie auch wirkt, eine Schneedecke kann unter Umständen auch gefährlich werden. Kommt es beispielsweise im Frühjahr, wenn die Schneedecke schmilzt, zeitgleich zu starken Regenfällen, können Hochwasser auftreten.  Wintersportlern wie auch Häusern und Straßen können Lawinen zum Verhängnis werden. Wälder erfüllen hier eine wichtige Schutzwirkung, indem sie zur Stabilisierung der Schneedecke und zur Regulierung des Wasserhaushalts beitragen.
Unter einer zu hohen Schneelast besteht außerdem die Gefahr, dass Baumkronen abbrechen.  Das kann nicht nur für Menschen riskant sein, die sich im Wald aufhalten, sondern bietet auch Eintrittspforten für Insekten und Pilze, die die Bäume weiter schädigen.
Nicht zuletzt fördert eine lang bestehende Schneedecke auf feuchten, schattigen Standorten im Gebirge den Befall junger Nadelbäume mit Schneeschimmel, einer Pilzkrankheit, die zum Absterben der Bäumchen führen kann. Die mechanische Belastung durch Schneedruck und –schub kann zusätzliche Schäden verursachen.

Immer im Kreislauf

Gleichzeitig ist der kristallisierte Niederschlag ein wichtiges Element im Wasserkreislauf des Waldes. Anders als bei Regen fließt das Wasser bei Schneefall erst zeitlich verzögert ab. Schnee stellt daher einen Zwischenspeicher dar. Auch fangen Baumkronen einen Teil der Schneemassen ab, ein Prozess der „Interzeption“ genannt wird. Die Interzeption führt einerseits zu einer weiteren Verzögerung, bis das Niederschlagswasser auf den Boden gelangt. Andererseits verdunstet ein Teil auch direkt vom Kronendach wieder, was die Wassermenge, die im Waldboden landet, insgesamt reduziert.

Gerade im Klimawandel ändern sich nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Niederschlagsverteilung. Diese Entwicklungen haben natürlich auch Auswirkungen auf die beschriebene Rolle des Schnees im Ökosystem Wald. Mehr dazu wird zum Beispiel in der Kurzfilmreihe „Schutz vor Naturgefahren“ thematisiert und aufbereitet.

Herbstzeit ist Bastelzeit (November 2022)

Der Herbstwald lockt uns mit seiner Farbenpracht und lädt zu Spaziergängen ein. Bunt verfärbtes Laub, Kastanien, Bucheckern und andere Gegenstände, die man jetzt im Wald findet, eignen sich dabei besonders gut zum Sammeln und Basteln.

Einige Spiel- und Bastelideen für das Kindergarten- und Volksschulalter, die sich besonders gut im oder mit Hilfe des Herbstwaldes verwirklichen lassen, haben wir im Folgenden zusammengestellt. So sind Spaß und Spannung für die nächsten Wochen vorprogrammiert und schöne Erinnerungen an einen Waldspaziergang bleiben erhalten, wenn gesammelte Waldmaterialien drinnen weiterverarbeitet werden.

  • Aufräumen im Wald: Ein einfach umzusetzendes Spiel, das die Auseinandersetzung mit verschiedensten Waldmaterialien ermöglicht. Weiter
  • WaldBINGO: Für dieses Suchspiel braucht es nichts weiter als einen Eierkarton und die Suchaufträge, die auch individuell zusammengestellt werden können. Weiter
  • Spielbretter aus Waldmaterialien: Aus buntem Herbstlaub lässt sich zum Beispiel auch ein Spielbrett für die Quizspiele „Der geheimnisvolle Waldweg“ und „Waldspielgestalten.
  • Rettet die Kastanie! Wie wäre es mit einer Sammelaktion von Laub, die gleichzeitig Gutes tut? Denn Kastanienbäume werden hierzulande von der Miniermotte, einer schädlichen Schmetterlingsart, gefährdet, die im herabgefallenen Laub überwintert. Wer das Herbstlaub der Rosskastanie einsammelt und in der Biotonne entsorgt, kann Bewegung an der frischen Luft damit verbinden, einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Bäume zu leisten.
  • Sortierspiel: Wer schafft es am schnellsten, Kastanien, Eicheln und Nüsse in die zugehörigen Behälter zu sortieren? Weiter
  • Baumspiel: Spielbrett ausdrucken und um die Wette würfeln: Wer kann schneller alle Zahlenfelder mit Kastanien, Blättern oder Holzstücken zudecken? Weiter
  • Musikinstrumente selber basteln: Mit Ästchen und Zapfen aus dem Wald lassen sich ganz leicht Percussion-Instrumente herstellen, die z.B. eine Klanggeschichte begleiten können. Weiter
  • Bastelunterlagen für den Unterricht: Hier finden sich speziell für den Werkunterricht bzw. Bildnerische Erziehung konzipierte Bastelideen rund um Wald und Holz. Weiter
  • Lernerfahrungsspiele: Weitere kreative Ideen zur Verwertung von Waldmaterialien, die am Herbstspaziergang gesammelt wurden! Weiter

 

Noch nicht genug? Zahlreiche Anregungen zu Spielen und Unterrichtsgestaltung rund um den Wald finden sich in unserer Materialsammlung.

 

Lebensraum Forststraße - Wegenetz mit vielfältigem Nutzen (September 2022)

Um einen Wald sachgemäß und nachhaltig pflegen und nutzen zu können, ist eine entsprechende Infrastruktur notwendig. Die Forststraße ermöglicht dem Forstpersonal, verhältnismäßig schnell dort im Wald zu sein, wo es gebraucht wird – ob sie nun einen neuen Waldbestand anpflanzen, junge Bäumchen von Unkraut befreien und damit vor dem „Ersticken“ bewahren, ob sie eine vorgesehene Nutzung (Holzentnahme, Schlägerung) durchführen oder nach einem Naturereignis, wie etwa einem Sturm, entwurzelte Bäume und blockierte Straßen aufzuräumen haben. Die gut gepflegte Forststraße, in einem gut ausgebauten Forststraßennetz, ist die Grundlage für Sicherheit, Nachhaltigkeit und Bereitstellung der vielfältigen Waldfunktionen im Forstbetrieb.

Lebensretter Forststraße

Eine ganz essenzielle Funktion der Forststraße ist die als „Rettungsgasse“. Die Waldarbeit als solche ist eine verhältnismäßig gefährliche Arbeit. Aber auch Wanderer und Spaziergänger verletzen sich gelegentlich im Wald. Um schnellstmöglich nach einem Unfall Hilfe leisten zu können, müssen Rettungskräften gut befahrbare Straßen zur Verfügung stehen. Da im Notfall keine Zeit zu verlieren ist, gilt als Faustregel für Waldarbeiter*innen, Fahrzeuge immer in Fluchtrichtung abzustellen. So wird nicht erst wertvolle Zeit beim Umdrehen vergeudet – das kann Leben retten!

Erholung auf Waldwegen

Die Forststraße ist Mittelpunkt für erholungsuchende Menschen im Wald: Für Spaziergänger, Wanderer oder Läufer sorgt sie für ein angenehmes Vorankommen. Das Radfahren im Wald hingegen ist gemäß Forstgesetz nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Grundeigentümer möglich. Manche Betriebe richten dafür auch spezielle Mountainbike-Strecken ein. Als erholungssuchende Person ist man dabei angehalten auf markierten Wegen bzw. Forststraßen zu bleiben. So entstehen keine Schäden am Wald und Gefahren werden vermieden. Auch werden Wildtiere dadurch weniger gestört und müssen keine zusätzliche, wertvolle Energie aufwenden um zu Flüchten. Diese eingesparte Energie ist gerade in den harten Wintermonaten zum Überleben essenziell.

Die Forststraße als Ökosystem

Neben all diesen wichtigen Funktionen für uns Menschen stellen Forststraßen auch einen ganz besonderen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Die Strukturierung und Abgrenzung von Waldbeständen führt zu einem Nebeneinander vielfältiger unterschiedlicher Kleinlebensräume, an denen oft eine hohe, vom restlichen Wald abweichende Artenvielfalt beobachtet werden kann. Die Störzonen und Sonderstandorte, die durch Forststraßen entstehen, ermöglichen ganz besondere Lebensbedingungen, die so sonst im Wald nicht vorzufinden sind. Die geringere Beschattung hat einen positiven Effekt auf licht- und wärmebedürftige Organismen, wie etwa Schmetterlinge. Auch der veränderte Boden und die Häufung von Schutt und Steinhaufen rund um die Wege sorgen für ökologische Nischen, in denen sich spezialisierte Lebewesen ansiedeln. Viele Reptilien beispielsweise lieben Fels- und Schuttanhäufungen ebenso wie Steinhaufen, Wurzelstöcke und Totholz, also strukturreiche Standorte mit viel Sonnenlicht.

Darüber hinaus sind große Unterschiede zwischen der oberen und unteren Straßenböschung zu beobachten: Je steiler die Hänge sind, umso mehr Schutt und Totholz findet sich unterhalb der Forststraße, während oberhalb mehr Humus und Laubstreu sowie ein höherer Anteil von krautigen Pflanzen am Boden und feuchtere Bedingungen zu finden sind.

In Lacken oder Nassstellen in den Seitengräben neben den Wegen wiederum fühlen sich einige Amphibienarten wohl. Für das seltene Auerwild können ebenfalls entsprechend gepflegte Forststraßen als Lebensraum dienen. Sonnige Böschungen mit Sträuchern, auf denen sich die Insekten tummeln, bieten den Vögeln Nahrung und Raum für die Jungenaufzucht. Darüber hinaus können einige Greifvögel, etwa der Habicht, von den Straßen als Flugschneisen profitieren. Auch größeren Arten wie Reh- und Rotwild nutzen das Wegenetz im Wald des Öfteren – zum Teil zur Futtersuche, zum Teil auch zum Vorankommen  zwischen dichteren Waldgebieten.

Ungebetene Gäste

Eine Gefahr für den Lebensraum Forststraße stellen invasive, nicht-heimische Pflanzenarten dar. Einige dieser sogenannten „Neophyten“ profitieren ebenfalls von den Licht- und Wärmeverhältnissen entlang des Wegenetzes und nutzen die Strukturen als Ausbreitungskorridore. Invasive Pflanzen, die keine gemeinsame Evolutionsgeschichte mit unseren heimischen Ökosystemen – und damit auch keine Konkurrenten oder Gegenspieler haben - und geeignete Standortbedingungen vorfinden, breiten sich häufig so stark aus, dass sie andere Arten verdrängen. So findet man etwa das Drüsige Springkraut oft entlang von Forststraßenböschungen, auf denen heimische Pflanzenarten dann keinen Platz mehr haben.

Weitere Informationen zu invasiven Neophyten können unter anderem mit dem Stundenbild „Neobiota im Wald“ vermittelt werden. Die Podcastreihe „Biodi-WER-WIE-WAS?“ vermittelt viele spannende Fakten rund um Biodiversität im Wald für Kinder und Jugendliche.

Mehr dazu:

https://www.bundesforste.at/fileadmin/publikationen/brochueren/Bundesforste_Broschuere_-_Aktiv_fuer_biologische_Vielfalt_an_Forststrassen_2020.pdf

https://info.bml.gv.at/themen/wald/wald-in-oesterreich/wald-und-biodiversitaet/forststrasse.html

https://www.svs.at/cdscontent/load?contentid=10008.740768&version=1606289380#:~:text=In%20den%20letzten%20zehn%20Jahren,Arbeits%2D%20unf%C3%A4lle%20bei%20der%20Waldarbeit

Zurück in die Zukunft: Wie Holz in vielen Bereichen Land zurückgewinnt (Juli 2022)

Der Mensch hat seit jeher Holz für unterschiedlichste Zwecke verwendet. Dem Prinzip der Bioökonomie folgend, das den Ersatz fossiler Rohstoffe durch nachwachsende forciert, wird auch in der heutigen Zeit laufend an neuen, innovativen Einsatzmöglichkeiten des vielseitigen Roh- und Werkstoffes geforscht. 

Am Anfang standen Wärmebedürfnis und Nahrungsbeschaffung bei der Holznutzung weit oben: Als Brennstoff fürs Feuer, als Werkzeug für die Jagd und später auch für die Landwirtschaft spielte Holz eine große Rolle. Seit der Mensch begonnen hat zu siedeln, hat er ein Dach über dem Kopf gebraucht, um nicht im Regen zu stehen. Höhlen und natürliche Unterstände wurden gegen die ersten Gebäude eingetauscht. Geeignet für einen trockenen Unterschlupf war unter anderem Holz – und zwar nicht nur als Dach. Auch als Baustoff, um Wände gegen Wind und Wetter aufzustellen. Auch für die Möblierung dieses Heims eignete sich Holz hervorragend.

Das hat sich bis in die Gegenwart nur geringfügig verändert, und das, obwohl Holz als Baustoff einige Zeit lang durch den Aufschwung des Stahlbetons beinahe komplett verdrängt wurde. Doch noch heute hat fast jedes Haus einen Dachstuhl aus Holz. Mittlerweile ist die Technologie so weit vorangeschritten, dass es sogar möglich ist, Wolkenkratzer aus Holz zu errichten, wie eindrucksvolle Projekte in Tokio, Sydney oder auch Wien unter Beweis stellen.

Gemeinsam stärker: Verbundwerkstoffe

Ungemein wichtig ist Holz für die Sparte Bau, ob es sich dabei um die schon erwähnten Dachstühle handelt, um Schalungsplatten für Betonierungsarbeiten oder Holzfassaden. Aber damit nicht genug! Unglaublich viele, innovative Werkstoffe wurden bereits aus Holz entwickelt und werden in der Baubranche eingesetzt. Dazu gehören OSB („oriented strand board“), MDF („mitteldichte Faserplatte“), HDF („Hartfaserplatte“) oder auch PSL („Furnierstreifenholz“, „parallel strand lumber“). Um Belastbarkeiten zu erhöhen hat man außerdem begonnen Holz zu verkleben – hier entstanden Produkte mit klingenden Namen wie „Leimbinder“, CLT („cross laminated timber“), GLT („glue laminated timber“) oder KVH („Konstruktionsvollholz“).

Chemische Aufbereitung mit großem Potential

Doch Holz kann nicht nur als Baustoff eingesetzt werden. Seine chemischen Bestandteile finden - entsprechend aufbereitet - in zahlreichen Gebieten Anwendung.

Als zweithäufigster Bestandteil in organischer Biomasse besitzt der Stoff Lignin großes Potential, wenn es darum geht, alternative Klebstoffe und Beschichtungen aus natürlichen Rohstoffen zu gewinnen. Diese Stoffe werden üblicherweise aus Erdöl hergestellt, also petrochemische Stoffe, die keinen nachhaltigen Charakter besitzen. Da Erdöl aber als finite Ressource ein Ablaufdatum besitzt und die Verfahren kostenintensiv sind, suchte man nach Alternativen aus erneuerbaren Quellen, die preisgünstig, leicht verfügbar und biologisch abbaubar sind. Zu diesem Zweck hat man im letzten Jahrzehnt Methoden und Techniken entwickelt, mit denen man Lignin gewinnen und Folgeprodukte wie Klebstoff-Rohstoff, Polymerverbundwerkstoffe und Beschichtungen daraus herstellen kann. Doch auch holzbasierte Kunststoffe, Kleidung oder sogar Vanillearoma können aus Bäumen und ihren Bestandteilen hergestellt werden.

Autos auf dem Holzweg

In der Autoindustrie wurden schon immer Holzteile verbaut. Vor 130 Jahren setzten Automobilhersteller ihre ersten Motoren auf Holzkutschen. Später wurden sogenannte „Woodies“ in den USA und England beliebt. Dabei handelte es sich um Fahrzeuge, deren Karosserie zum Teil aus Holz gefertigt war. Die englische Firma Morgan verkauft Wagen mit handgefertigtem Eschenholzrahmen noch heute. Der große Vorteil von Holz ist hier das geringe Gewicht. Während ein Kubikzentimeter zwischen 0,5 und 0,8 Gramm wiegt, macht dieser Wert bei Aluminium rund 2,7 Gramm aus. Betrachtet man zum Beispiel Buchenholz und Stahl, wird man feststellen, dass das Holz 1/10 des Stahls wiegt, gleichzeitig damit aber ein 1/3 der Festigkeit von Stahl erreicht. Das wird im Verkehr deswegen zu einem so wichtigen Faktor, weil mit geringerem Gewicht auch der Treibstoffverbrauch weiter gesenkt werden kann und man in diesem Bereich das größte Potential in der Reduktion der CO2-Emmission vermutet. Hinzu kommt, dass die Herstellung von Stahl und auch Aluminium sehr energieintensiv ist und eine große Menge klimaschädliches CO2 freisetzt.

Die Zukunft liegt in der Vergangenheit

Holz als nachwachsende Ressource rückt immer weiter in den Fokus. Gerade im Klimawandel und den Bemühungen, emissionsneutral zu werden, hat Holz großes Potential. Selbst bei der Verbrennung zu energetischen Zwecken wird immer nur so viel CO2 freigesetzt, wie vorher auch durch die Fotosynthese im Baum gespeichert wurde. Das ist unter anderem einer der Gründe, warum man daran arbeitet, die Gewinnung von Holzgas, Holztreibstoffen und Holzfasern für die Textilindustrie stetig zu verbessern und effizient zu gestalten. Holz wird also auch in Zukunft wieder zu einem der wichtigsten Rohstoffe der Welt gehören – gut, dass fast 50 % von Österreich mit Wald bedeckt sind!

So vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten von Holz sind auch die Unterlagen in unserer Materialsammlung zu diesem Thema: Mit der App ins Holz oder auch anhand spannender Experimente kann der Werkstoff im Unterricht erlebt werden.

(Text: WALD trifft SCHULE | Peter Maria Moravec)

Mehr dazu:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780128163542000098

https://www.scirp.org/journal/paperinformation.aspx?paperid=92263

https://www.spiegel.de/auto/aktuell/holz-im-autobau-zurueck-zu-den-wurzeln-a-1087249.html

Ein Stück Geschichte (Juni 2022)

Alte Nutzungsformen prägen noch heute die Waldlandschaft.

Seit Jahrhunderten wird die mitteleuropäische Waldlandschaft vom Menschen geprägt und genutzt. Die Art der Nutzung hat sich dabei im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Während heutzutage das Bewusstsein für Waldleistungen wie dem Schutz vor Naturgefahren, Erholungswert oder Trinkwasserbereitstellung etabliert ist, wurde das Ökosystem in der Vergangenheit vermehrt für die Brennholzproduktion, Viehfutter und die Gewinnung anderer Rohstoffe wertgeschätzt. Selten gewordene, historische Nutzungsformen gelten heute zum Teil als wertvolles Kulturgut, das bewahrt werden soll. Durch die spezielle Bewirtschaftung werden im Wald ganz besondere Lebensräume für spezialisierte Tiere und Pflanzen geschaffen. Andere Arten der Waldnutzung hingegen sind mit dem heutigen Verständnis von Nachhaltigkeit nicht mehr vereinbar und werden nicht mehr praktiziert.

Auf den Stock gesetzt

Schon seit der Eisenzeit nutzt die Niederwaldbewirtschaftung eine Besonderheit, die sich bei manchen Baumarten findet: Eichen, Hainbuchen, Linden und einige andere Bäume besitzen die Fähigkeit, aus abgeschnittenen Stöcken immer wieder neu auszutreiben, man spricht auch von „Stockausschlag“. Die so heranwachsenden Bäume besitzen das gleiche Erbgut wie der Stock, aus dem sie entspringen. Es handelt sich also um eine Form der vegetativen Verjüngung, bei der, anders als beim Auskeimen von Samen, nicht das Erbgut eines Vater- und Mutterbaums gemischt wird. Niederwälder werden hauptsächlich zur Gewinnung von Brennholz bewirtschaftet und weisen ein typisches Waldbild mit strauchartigen, mehrstämmigen Baumgruppen auf.  Hier dringt auch mehr Sonnenlicht auf den Boden als im Hochwald, wovon zahlreiche lichtbedürftige Pflanzen- und Tierarten wie etwa Schmetterlinge profitieren.

Mittelwald: Gleichgewicht durch Bewirtschaftung

Eine Kombination der Brennholzproduktion durch Stockausschlag und Wertholzproduktion mit einzelstämmigen, generativ (über Samen) vermehrten Bäumen stellt der sogenannte Mittelwald dar. Hier bildet sich eine vertikale Waldstruktur mit den wertvollen Einzelstämmen im oberen „Stockwerk“ und den gruppenweisen Bäumen aus Stockausschlag im unteren „Stockwerk“ aus. Auch Mittelwälder sind durch ihre besonderen Lichtverhältnisse artenreiche und wertvolle Biotope. Um das Gleichgewicht zwischen den beiden Baumschichten zu erhalten, benötigt diese Waldform eine aktive und gezielte Bewirtschaftung.

Waldweide und Hutewald

Vor allem im Gebirge zu sehen ist die früher weit verbreitete Waldweide, bei der Kühe, Schafe und Ziegen zur Futtersuche in den Wald getrieben werden. Die Tiere fressen unter anderem auch die zarten Blätter an jungen Bäumen ab und schaffen so einen weniger dicht bewachsenen Wald. Bei zu intensiver Waldweide können durch Verbiss und Huftritte jedoch Schäden an Waldbeständen und Waldboden entstehen. Das ist mit ein Grund, weshalb diese Nutzungsform heute nicht mehr so häufig ausgeübt wird. Denn gerade im Gebirge, wo Waldweide historisch gesehen die größte Tradition hat, spielen intakte Wälder für den Schutz vor Naturgefahren wie z.B. Lawinen eine wichtige Rolle. Extensive, ausbalancierte Waldweide hingegen kann einen positiven Einfluss auf Waldökosysteme haben, da sie besondere Mosaikstrukturen und damit spezielle Lebensräume schafft.

Durch eine jahrhundertelange Nutzung von Wäldern als Waldweide wurden mancherorts die Bäume so stark reduziert, dass sogenannte Hutewälder entstanden. Solche überaus lichten, zum Teil parkartigen Wälder oder mit Bäumen besetzten Weiden sind heutzutage sehr selten und stehen aufgrund ihrer besonderen Struktur häufig unter Schutz. Um diese Kulturlandschaft zu erhalten, ist eine dauerhafte Beweidung notwendig.

Pech gehabt!

Mit der Gewinnung von Pech stammte in der Vergangenheit auch ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Seifen, Lacken, aber auch Räucherharz und Brennstoff für Lampen aus dem Wald. Vor allem Schwarzkiefern (Pinus nigra) eignen sich unter den heimischen Baumarten am besten für diese Nutzungsform, bei der die Rinde der Bäume aufgeschnitten und das Harz in einem Topf aufgefangen wird. Bevor in der Industrie andere Stoffe zum Einsatz kamen, war die Pecherei eine wichtige Einnahmequelle für die ländliche Bevölkerung. Noch heute kann man häufig Spuren von Pechgewinnung mit den typischen, V-förmigen Einschnitten am Stamm alter Nadelbäume erkennen. Seit 2011 ist das Handwerk als UNESCO-Kulturerbe verzeichnet.

Traditionelle Nutzungsformen prägen bis heute die Waldlandschaft und unsere Kultur. Über den Wandel von Landnutzungsformen informiert auch die Kurzfilmreihe „Land schafft Kunst“ in unserer Materialsammlung.

(Text: Valerie Findeis | WALD trifft SCHULE)

 

Quellen:

www.waldwissen.net
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie
http://pechermuseum-hernstein.at/die-pecherei.html

Frühlingserwachen im Wald (April 2022)

Die Vögel zwitschern wieder, der Schnee schmilzt und langsam regt sich die Natur nach einem langen Winter mit neuem Leben.

Bevor die neuen Blätter der Laubbäume austreiben, nutzen einige Pflanzen das Licht, das nun auf den Waldboden fällt. Frühblüher, wie Schneeglöckchen, Veilchen, Krokus oder Schneerosen haben im Herbst Nährstoffe in ihren Wurzeln oder Zwiebeln eingelagert, mit deren Hilfe sie im Frühjahr schnell aus dem Boden sprießen. Sie müssen sich beeilen: Von der Blüte über die Befruchtung bis hin zur Ausbildung von Samen muss alles erledigt sein, bis das kurze Zeitfenster vor dem Blattaustrieb der Bäume geschlossen ist und die Bodenpflanzen kein Licht mehr für die Photosynthese haben.

Denn Bäume brauchen etwas länger, um aus ihrem Wintermodus zu kommen. Um sich im Winter vor frostigen Temperaturen zu schützen, lagern sie im Herbst Zucker in ihrem Zellsaft ein. Mit diesem „Frostschutzmittel“ setzen sie den Gefrierpunkt herunter und vermeiden, dass ihre „Leitungen“ beschädigt werden. Da es auch im Frühling noch zu Frost kommen kann, beginnen der Abbau der Einlagerungen im Zellsaft und damit der Laubaustrieb der Bäume erst etwas später. Der Prozess wird jedoch nicht nur von der Temperatur gesteuert, sondern auch von den täglichen Lichtstunden. Wann der Blattaustrieb einsetzt, hängt außerdem von der Art und der Region ab.

Auch die Tierwelt erwacht mit dem Frühling. Siebenschläfer, Igel und Murmeltiere haben im Herbst ihren Stoffwechsel und sogar ihre Körpertemperatur heruntergefahren, um Energie zu sparen. Nachdem sie den Winter verschlafen haben,  werden sie nun langsam wieder aktiv.

Andere Waldbewohner, wie Dachse, Eichhörnchen oder auch Braunbären, haben stattdessen Winterruhe gehalten. Das bedeutet, sie sind zwischendurch immer wieder aufgewacht und haben von ihren Futterdepots gefressen. Da Tiere in der Winterruhe nicht ihre Körpertemperatur herabsetzen, fällt ihnen auch das Aufwachen im Frühling leichter.

Während Säugetiere ihre Körpertemperatur selbstständig erhalten können, sind Wechselblüter wie Schlangen, Salamander und Frösche von der Außentemperatur abhängig. Sobald es zu kalt wird, verfallen diese Tiere in Winterstarre, fahren ihre Lebensfunktionen auf ein Minimum herunter und können sich nicht einmal bewegen. Auch Insekten überwintern so. Ein Erwachen aus der Kältestarre ist erst möglich, sobald die Temperaturen wieder steigen. Da die Tiere in diesem Zustand eine leichte Beute für Fressfeinde sind, ist es wichtig, ein sicheres Versteck aufzusuchen, bevor die Starre einsetzt.

Mehr zu den Überlebensstrategien verschiedener Arten findet sich beispielsweise in den Unterlagen „Säugetiere“ oder den Biodiversitätssteckbriefen.

(Text: Valerie Findeis | WALD trifft SCHULE)

Weitere Infos: 

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/pflanzenoekologie/rueckkehr-der-farben 

Wenn Bäume zum Arzt müssen (Februar 2022)

Nicht nur wir Menschen werden krank. Bei Bäumen stehen hinter Krankheiten häufig spezielle Pilzarten.

Während viele Pilze in den heimischen Wäldern abgestorbene Tiere und Pflanzen zersetzen und so ihre Nährstoffe wieder für das Ökosystem verfügbar machen, gibt es einige Arten, die lebende Bäume befallen und parasitisch auf oder in ihnen leben. Denn nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Pflanzen können von Epidemien heimgesucht werden. Einige dieser Baumkrankheiten wurden im Zuge der Globalisierung von menschlicher Hand eingeschleppt oder können sich dank des Klimawandels verbreiten.

Ulmen sind heute ein seltener Anblick in Österreichs Wäldern. Schuld daran trägt ein kleiner Pilz mit einem Käfer als Komplizen. Gemeinsam rufen sie die Holländische Ulmenwelke hervor, eine Krankheit, die die meisten großen Bäume dieser Familie mittlerweile zum Absterben gebracht hat. Schon seit den 1920er Jahren kann die Welkekrankheit in Europa beobachtet werden, wobei der Pilz Ophiostoma ulmi nicht, wie der deutsche Name der Krankheit vermuten ließe, aus den Niederlanden stammt, sondern aus Ostasien. Übertragen durch den Ulmensplintkäfer, der sich in die Rinde der Bäume frisst und dort seine Eier ablegt, stört der Pilz die Wasserversorgung der Ulmen und bringt so die Blätter zum Welken.

Etwa 40 Jahre, nachdem die erste Krankheitswelle in Europa abgeebbt war, kam es zu einer zweiten, weitaus schlimmeren Welle der Holländischen Ulmenwelke. Grund dafür war ein Phänomen, das wir alle spätestens seit der COVID-19-Pandemie kennen: Der Pilz wurde - vermutlich durch menschliches Tun - von Europa nach Amerika weiterverschleppt, wo sich eine aggressivere Mutation entwickelte, die mit dem Schiff wieder zurück nach Europa gelangte.

Ein weiteres Beispiel für eine gefährliche Baumkrankheit ist das Eschentriebsterben. Vor wenigen Jahrzehnten noch war die Esche eine Baumart, die für ihr hartes, elastisches Holz genauso geschätzt wurde wie für ihre Stabilität und ihre ökologische Bedeutung. Traditionell werden unter anderem Werkzeugstiele und Sportgeräte wie etwa Ski aus Eschenholz gefertigt. Doch seit dem Anfang der 2000er Jahre breitet sich die Krankheit des Eschentriebsterbens, auch „Eschenwelke“ genannt, in Europa aus und bringt befallene Bäume zum Absterben. Ausgelöst wird das Eschentriebsterben durch einen hartnäckigen Pilz, der wie die Ulmenwelke ursprünglich aus Asien stammt.

Das Falsche weiße Stängelbecherchen, wie der Erreger Hymenoscyphus pseudoalbidus  hierzulande aufgrund der charakteristischen Form seiner Fruchtkörper genannt wird, tritt über die Blätter in seinen Wirtsbaum ein und bringt diese zum Welken. In weiterer Folge kommt es mit der Ausbreitung des Pilzes zum schrittweisen Absterben der Triebe. Am Stammfuß bilden sich häufig Nekrosen, also abgestorbene Rindenteile, über die andere Pilze eindringen können und den Bäumen zusätzlich zu schaffen machen. Wird der Stamm der Esche durch solche „Sekundärschädlinge“ morsch, so verliert der Baum zusätzlich Stabilität und läuft in Gefahr, umzufallen.

Die Anfälligkeit für das Eschentriebsterben ist offenbar genetisch veranlagt. Seit einigen Jahren werden daher intensive Untersuchungen mit Bäumen durchgeführt, die als Individuen in befallenen Beständen überlebt haben und möglicherweise genetische Resistenzen aufweisen. Wie die Forscher die dazu benötigten Eschensamen von den hohen Bäumen herunterholen sowie weitere interessante Informationen rund um das Eschentriebsterben können in den Rätseln der Waldforschung nachgeschlagen werden.

Mehr dazu:

https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/pilze-und-nematoden/merkblatt-eschentriebsterben

https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/pilze-und-nematoden/wenn-ulmen-heimlich-sterben

Lernen für die Nachhaltigkeit (Jänner 2022)

Von den UN-SDGs in den Unterricht

Nicht mehr Holz im Wald zu nutzen, als wieder nachwächst: Das ist die ursprüngliche Bedeutung des heute so omnipräsenten Begriffes „Nachhaltigkeit“. Schon 1713 wurde das Prinzip in einer Publikation über Forstwirtschaft erstmalig erwähnt.

Heute, mehr als 300 Jahre später, ist dieser Grundsatz aktueller denn je und wurde in seiner Bedeutung erweitert. Nachhaltigkeit, also Handlungen so zu setzen, dass sie lange und auch für kommende Generationen erhalten bleiben, beschränkt sich nicht auf die Nutzung von Ressourcen. Nur wenn die vier Säulen Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kulturelles berücksichtigt werden, kann von einer nachhaltigen Entwicklung gesprochen werden:

  • Ökologische Nachhaltigkeit: Ressourcennutzung im Einklang mit der Natur
  • Ökonomische Nachhaltigkeit: Wirtschaftsweise, die dauerhaft betrieben werden kann
  • Soziale Nachhaltigkeit: Jobsicherheit, Generationengerechtigkeit, Armutsbekämpfung
  • Kulturelle Nachhaltigkeit: Bewahrung und Förderung von kultureller Vielfalt, kulturelles Erbe

In Österreich ist das Prinzip der Nachhaltigkeit in der Bundesverfassung verankert und auch international spielt es eine große Rolle. So begegnet die UNO globalen Herausforderungen wie Ressourcenknappheit und sozialer Ungerechtigkeit mit 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung („SDGs“).

Das Teilziel 4 der SDGs bezieht sich dabei auf die Gewährleistung von hochwertiger Bildung und auf die Förderung von lebenslangem Lernen. Mit den Prinzipien einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) sollen unter anderem multiperspektivische Zugänge geschaffen werden und eine kritische Reflexion der Lebenswirklichkeit der Lernenden ermöglicht werden. Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, Verantwortungsbewusstsein und Eigenständigkeit zu vermitteln.

Auch unsere Plattform www.waldtrifftschule.at orientiert sich an den Grundsätzen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Die Unterlagen unserer Materialsammlung werden nach bestimmten Kriterien ausgewählt und bieten eine Betrachtung des Ökosystems Wald aus unterschiedlichen Blickwinkeln gemäß denn Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Dabei findet sich der Wald gleich in mehreren Teilzielen der SDGs wieder:

  • Ziel 3: Gesundes Leben und Wohlergehen fördern
  • Ziel 6: Nachhaltige Bewirtschaftung und Verfügbarkeit von Wasser
  • Ziel 11: Städte und Siedlungen sicher und nachhaltig gestalten
  • Ziel 12: Nachhaltige Produktion- und Konsummuster sicherstellen
  • Ziel 13: Bekämpfung des Klimawandels
  • Ziel 15: Landökosysteme schützen und nachhaltigen Nutzen fördern

Auch die vier Säulen der Nachhaltigkeit können auf das Ökosystem Wald umgelegt werden:

  • Ökologische Dimension des Waldes:
    Der Wald ist ein komplexes Ökosystem und Lebensraum für eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Das macht sie zu wahren Hotspots der Biodiversität. Mit strengen gesetzlichen Regelungen wird in Österreich dafür gesorgt, dass die Nutzung seiner Ressourcen schonend und nachhaltig von Statten geht und der Lebensraum erhalten bleibt.
  • Ökonomische Dimension des Waldes:
    Der Wald ist in Österreich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Holz und andere nachwachsende Rohstoffe können zukünftig fossile Materialien in vielen Bereichen ersetzen und im Sinne der Bioökonomie zu einer Kreislaufwirtschaft beitragen. Dabei wird im heimischen Wald nie mehr Holz genutzt als wieder nachwächst.
  • Soziale Dimension des Waldes:
    Wald steigert die Qualität von Wasser, Luft und dem lokalen Klima und fördert die Gesundheit. Die Naturnähe macht Wälder zu einem wichtigen Landschaftsbild und zu einem großartigen Erholungs-, Spiel- und Erlebnisraum. Auch als Arbeitsplatz in ländlichen Regionen ist der Wald für dieGesellschaft von großer Bedeutung.
  • Kulturelle Dimension des Waldes:
    Wald und Holzprodukte sind Teil unseres Lebens und unserer Traditionen. Sie begleiten und im Alltag und bieten die Grundlage für viele kulturelle Ausdrucksformen. Das menschliche Bedürfnis nach Natur und Landschaft ist tief in uns verankert. Dabei darf ein allgemeines Naturverständnis und sorgsamer und nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen nicht vergessen werden.

Mit der WALD BOX für 14- bis 19-jährige beispielsweise können Stundenbilder zu jeder dieser Dimensionen der Nachhaltigkeit umgesetzt und so die SDGs in den Unterricht integriert werden.

Auch für jüngere Schüler*innen steht mit dem Lese-und Malbuch „nachhaltig malen lesen verstehen“ eine Unterlage rund um die SDGs und Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Verfügung.

 

Mehr zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Mehr zu den SDGs

Wohlfühlfaktor Wald (November 2021)

Die vielfältigen Leistungen des österreichischen Waldes umfassen neben der nachhaltigen Produktion von Rohstoffen, dem Schutz vor Naturgefahren und seiner Funktion als Lebens- und Erholungsraum auch die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, den Ausgleich des Klimas und die Reinigung und Erneuerung der Luft. Diese sogenannte „Wohlfahrtsfunktion“ ist vielleicht die unbekannteste der Waldleistungen. Dabei schafft der positive Einfluss des Waldes auf die Umwelt eine wichtige Lebensgrundlage für uns Menschen.

So wirkt sich das Ökosystem Wald beispielsweise stark auf den Wasserhaushalt aus. Allein durch das Vorhandensein von Wald bleiben schon Beeinträchtigungen des Wassers durch andere Nutzungsformen wie Industrie oder Gewerbe aus. Dadurch, dass im Wald in der Regel nicht gedüngt wird und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur in äußerst geringem Maße erlaubt ist, ist auch Belastung des Grundwassers deutlich herabgesetzt. Hinzu kommt, dass das Regenwasser beim Versickern im Wald meist durch mächtigere Bodenschichten mit einem höheren Humusanteil gefiltert wird, bevor es das Grundwasser erreicht.

Hand in Hand mit dem Wasserhaushalt des Waldes geht auch seine Wirkung auf das Klima: Wer im Sommer unter der Hitze leidet, ist mit einem kühlenden Waldspaziergang gut beraten. Denn Baumkronen werfen nicht nur Schatten, sondern verdunsten auch Wasser um Photosynthese zu betreiben. Durch die dabei entstehende „Verdunstungskälte“ ist es an heißen Sommertagen im Wald meist um einige Grad kühler als anderswo. Über den Luftaustausch profitieren auch die umliegenden Gebiete von dieser klimaregulierenden Wirkung. So senkt beispielsweise der Wienerwald die Temperatur der Stadt Wien um bis zu zwei Grad Celsius.

Mit dem Prozess der Photosynthese, den Bäume zur Gewinnung von Kohlenstoff aus CO2 betreiben, wird die Luft außerdem mit dem für uns Menschen lebenswichtigen Sauerstoff angereichert. Gleichzeitig bleiben an den unzähligen Blättern und Nadeln in den Baumkronen Staubpartikel und Schadstoffe hängen. So sorgen Wälder für reine Atemluft. Bis zu einem gewissen Grad können diese Ökosysteme auch die Lärmbelastung, etwa durch Straßen, reduzieren.

In der Regel können die verschiedenen Leistungen des Waldes für unsere Gesellschaft – Holzproduktion, Schutz vor Naturgefahren, Wohlfahrtsfunktion und Erholung - gleichzeitig auf einer Fläche erbracht werden. Manchmal wird jedoch einer der Funktionen Priorität eingeräumt. Wälder, deren Wohlfahrtsfunktion von besonders großer Bedeutung ist, und die dafür auch eine spezielle Behandlung benötigen, werden „Wohlfahrtswälder“ genannt. Ein Beispiel dafür sind Quellschutzwälder, in denen auf eine dauerhafte Bewaldung geachtet wird und jede Art von Bodenverdichtung tunlichst vermieden wird, um eine besonders positive Wirkung des Waldes auf das Wasser zu gewährleisten. So kann etwa auch die Wasserqualität der Wiener Hochquellwasserleitung sichergestellt werden.

Rund 280.000 ha solcher Wohlfahrtswälder gibt es in Österreich, fast die Hälfte davon in der Steiermark:
(Quelle: Österreichischer Waldentwicklungsplan)

Bundesland

Wohlfahrtswald (Hektar)

in % der Waldfläche je Bundesland

Steiermark

106.338

8,14

Niederösterreich

78.150           

10,28

Oberösterreich

56.563           

11,46

Kärnten

19.057           

3,39

Wien

8.204

98,52

Salzburg

7.042

3,84

Tirol

6.160

1,37

Vorarlberg

2.238

2,36

So sorgt der Wald als wahrer Alleskönner nicht nur dafür, dass wir nachhaltig produzierte Rohstoffe tagtäglich verwenden können und unsere Wohnungen und Straßen vor Lawinen und Muren geschützt werden, sondern auch dafür, dass wir saubere Luft und hochwertiges Trinkwasser zur Verfügung haben.

 Mehr zu den Funktionen des Waldes findet sich unter anderem im Materialpaket „Tipps vom Kniggs im Wald“ für die Volksschule.

(Text: WALD trifft SCHULE)

Mehr zu Wäldern mit besonderen Funktionen

Mehr über die Auswirkung von Wald auf den Wasserhaushalt

Waldarbeit einst und heute (Oktober 2021)

Von Pferd und Axt zu hochmoderner Technik

Eine der vielen Funktionen des Waldes ist die Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe. Wenn Bäume ein bestimmtes Alter erreicht haben, können sie heute mit modernsten, nachhaltigen Arbeitsmethoden aus dem Wald gewonnen werden. Dabei wird nie mehr Holz geerntet, als wieder nachwächst und das Aufkommen junger Bäumchen, die sogenannte Verjüngung, muss von den Bewirtschafter*innen sichergestellt werden.

In den letzten Jahrzehnten gab es im Bereich der Holzernte enorme technische Fortschritte. Während die ältere Generation der Holzknechte noch die Etablierung der ersten Motorsägen miterlebte, arbeiten junge Forstfacharbeiter*innen heute mit modernen Maschinen. Durch den Einsatz neuer Systeme kann die Gewinnung des wichtigen Rohstoffes Holz nicht nur immer umweltschonender, sondern auch unter weniger gefährlichen Arbeitsbedingungen stattfinden.

Als früher noch mit Axt, manueller Zugsäge, Pferd oder Schlitten Bäume gefällt und aus dem Wald transportiert wurden, galt diese Arbeit als hart und sehr gefährlich.  Mit der Einführung der ersten Einmann-Motorsägen und landwirtschaftlichen Schlepper, also Traktoren, mit denen Baumstämme aus dem Wald gezogen werden, in den 1950er Jahren stiegen die Produktivität und das Ansehen der Forstarbeiter*innen. Schon in den 60er Jahren hatte sich die Motorsäge in der Holzernte und Traktoren zum Transport des Holzes im Wald durchgesetzt. Hand in Hand damit gingen der Einsatz von Seilwinden und der Bau der ersten Forststraßen. Dieses Wegenetz sichert nicht nur die Bereitstellung des Rohstoffes Holz, sondern beispielsweise auch die Erreichbarkeit durch Einsatzkräfte bei Unfällen.

In den 1970er Jahren setzte sich die sogenannte Feinerschließung durch, also ein dichteres Straßennetz für Traktoren oder Schneisen für Seilkräne. Dadurch können Arbeitseinsätze mit Maschinen durchgeführt werden, ohne den Waldboden zu befahren und stehende Bäume zu beschädigen.

Während der forstliche Straßenbau weiter voranschritt, wurden in Kanada und Skandinavien erste Forstspezialschlepper eingeführt, die mit breiten Reifen und Greifarm ausgerüstet waren. Weitere Neuerungen betrafen beispielsweise Polterschilde, die am Traktor befestigt werden können, um liegende Baumstämme zu bewegen, und Seilwinden, die per Funk gesteuert werden.

Mitte der 1980er Jahren hatte der Fortschritt bereits die nächsten Maschinen im Gepäck: Erste Tragschlepper, sogenannte Forwarder zum Holztransport aus dem Wald heraus und Vollerntemaschinen („Harvester“), die die Fällung, das Entfernen von Ästen und das Zuschneiden der Stämme in einer gewünschten Länge in einem durchführen können, wurden in der Waldarbeit eingesetzt. Vor allem seit den großen Sturmereignissen der 1990er Jahre, in denen es zu enormen Mengen an Schadholz kam, werden Harvester, die eine größere Sicherheit bei der Aufarbeitung von entwurzelten und abgebrochenen Stämmen ermöglichen, regelmäßig in der Waldarbeit eingesetzt. Heute werden ca. 20-30 % der Holzernteeinsätze mit Harvestern durchgeführt. Dabei kommen mittlerweile auch spezialisierte Modelle zum Einsatz so können für besonders steile Hänge etwa Harvester mit Seilkränen kombiniert werden, um ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen.

Damit die Arbeit bodenschonend erfolgen kann, befahren die Maschinen nicht den Waldboden direkt, sondern nur die Rückegassen, also das Wegenetz im Wald. Mit dem Einsatz ökologischer Schmierstoffe und Hydrauliköle bleiben zudem keine schädlichen Stoffe im Wald zurück.

Eine bodenschonende Holzernte ist gerade beim Einsatz schwerer Maschinen unbedingt erforderlich. Warum das so wichtig ist, kann in der Lernunterlage Wertvoller Waldboden nachgelesen werden.

Text: Josef Hinterberger | WALD trifft SCHULE

Quellen:

https://www.waldwissen.net/de/technik-und-planung/forsttechnik-und-holzernte/forstmaschinen/entwicklung-der-holzerntemaschinen

Wenn’s heiß hergeht (September 2021)

90 % der Waldbrände sind menschengemacht

Nachrichten über die Waldbrände Südeuropas und Kaliforniens beherrschten diesen Sommer wochenlang die Schlagzeilen. Hitze und Trockenheit fördern die Ausbreitung der gefährlichen Feuer, die im Zuge des Klimawandels auch in unseren Breiten häufiger werden.

Dabei gehören Waldbrände in einigen Regionen der Erde, wie etwa den borealen Nadelwäldern Nordamerikas und Kanadas oder der Savanne, zur natürlichen Dynamik des Ökosystems. Manche Pflanzen und Tiere in Gebieten mit besonders häufigen Feuern haben sich so gut an diese Störungen angepasst, dass sie sogar auf Brände angewiesen sind, beispielsweise um sich fortzupflanzen. Dabei spricht man auch von „Pyrophilie“, also „Feuerliebe“. So öffnen sich die Zapfen einiger Kiefernarten erst bei Feuereinwirkung und können keimen. Eukalyptusbäume wiederum, die selbst feuerfest sind, weisen eine so hoch entzündliche Laubstreu und Borke auf, dass sie selbst das Auftreten von Waldbränden fördern. So können sie weniger brandresistente Konkurrenten ausschalten. Auch etwa 40 Insektenarten sind auf Feuer angewiesen. Manche Käferarten verfügen sogar spezielle Wärmesensoren, mit deren Hilfe sie Waldbränden folgen, um dann im verkohlten Holz ihre Eier abzulegen.

In der natürlichen Dynamik der mitteleuropäischen Wälder treten solche Feuer jedoch nur selten und sehr kleinflächig auf. Fakt ist, dass weltweit rund 90 % aller Waldbrände indirekt oder direkt vom Menschen verursacht werden, etwa durch weggeworfene Zigaretten, außer Kontrolle geratene Lagerfeuer oder auch gerissene Stromleitungen. Entgegen der häufig verbreiteten Meinung ist ein Entzünden von Bränden durch Glasscherben oder Flaschen im Wald eher unwahrscheinlich. Die  einzig relevante natürliche Brandursache im österreichischen Wald, die vor allem in Gebirgsregionen von Bedeutung ist, sind Blitzschläge.

Wie bei jedem Feuer hat auch die Entstehung von Waldbränden drei Voraussetzungen: Sauerstoff, brennbares Material und Zündenergie. Ob und in welcher Form ein Waldbrand ausbricht, hängt vor allem von der Witterung, der Tageszeit und dem vorhandenen Brennmaterial (z.B. Äste, Blätter, Baumstümpfe,…) ab.

Je nach Ausgangssituation treten die Feuer dabei in verschiedenen Formen auf: Unterirdische Erdfeuer breiten sich langsam aus und werden von Streu und Humus im Waldboden gespeist. Werden an der Bodenoberfläche niedrige Pflanzen wie Büsche und Kräuter sowie heruntergefallene Äste und Laub verbrannt, spricht man von Bodenfeuern. Besonders heftige Brände, die vom Waldboden bis hoch in die Baumkronen wandern, nennt man Kronenfeuer. Sie werden von starkem Wind und steilen Hängen begünstigt und benötigen dicht stehende Bäume und viel Brennstoff.

In unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft gefährden Waldbrände häufig Menschenleben - entweder direkt oder indirekt, wenn beispielsweise der Schutz vor Steinschlag oder Hangrutschungen durch den Wald nicht mehr gegeben ist. Aus diesem Grund werden in heißen, trockenen Perioden häufig Feuerverbote verhängt. Hält man sich an diese Verordnung, werden Waldbrände vermieden und die heimische Natur geschützt.

Waldbrände werden beispielsweise auch im Film Schäden und Schädlinge aus der Reihe „GENial- Der Wald im Klimawandel“ oder im Lehr- und Lernpaket „Tipps vom Kniggs im Wald“ aufbereitet.

(Text: Josef Hinterberger & Valerie Findeis|WALD trifft SCHULE)

 

Mehr zum Thema:

https://boku.ac.at/wabo/waldbau/forschung/themen/bewirtschaftungskonzepte/waldbewirtschaftung-und-klimaaenderung/waldbrand

https://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/5259-rtkl-feueroekologie-neues-leben-nach-dem-brand

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/feueranpassung/24329

Ein lebenswichtiger Kreislauf (Juli 2021)

Wald speichert CO2 aus der Luft. Der Prozess, der auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel heiß diskutiert wird, ist eigentlich Teil eines großen Kreislaufs.

Bäume bestehen wie alle Pflanzen zu einem großen Teil aus Kohlenstoff. Um Holz, Blätter und Wurzeln aufzubauen wird Photosynthese betrieben. Dabei nehmen die grünen Pflanzenteile CO2 aus der Luft auf und binden den Kohlenstoff daraus mithilfe von Sonnenenergie und Wasser in Zuckermolekülen.

Die Photosynthese ist für uns Menschen auf vielfache Art von großer Bedeutung. Zum einen entnehmen die Bäume damit das Treibhausgas CO2 aus der Luft und wirken somit dem Klimawandel entgegen. Zum anderen fällt beim Prozess als Abfallprodukt Sauerstoff an, den die Pflanzen nicht mehr benötigen und wieder an die Luft abgeben.

Aus dem Zucker, der bei der Photosynthese entsteht, bauen die Pflanzen dann Zellulose auf. Diese besteht aus langen Zuckerketten und bildet den Hauptbaustein von Holz und Blättern.

Der nächste Schritt im Kreislauf ist, dass Pflanzenteile von verschiedenen Lebewesen gefressen und zersetzt werden. Abgestorbene Blätter und Äste werden am Waldboden durch zahlreiche kleinere Lebewesen in kleinere Bestandteile aufgespalten. Auch wenn Pflanzen von Rehen und anderen Pflanzenfressern aufgenommen werden, die wiederum von Beutegreifern wie etwa Füchsen gefressen werden, wird am Ende der Nahrungskette totes organisches Material von verschiedenen Insekten, Pilzen und Mikroorganismen zerkleinert. So gelangt der Kohlenstoff schließlich in den Waldboden, wo er zum Teil durch Prozesse wie die Atmung der Bodenlebewesen in Form von CO2 oder auch Methan (CH4) wieder an die Luft abgegeben wird, zum Teil in chemischen Verbindungen im Boden erhalten bleibt.

Auch fossile Rohstoffe wie Erdöl, Kohle oder Erdgas sind Teil dieses Kohlenstoffkreislaufs. Allerdings braucht es, anders als bei der vergleichsweise kurzen Umsetzungsrate von Pflanzen und Tieren, die im Boden zersetzt werden, 10.000 bis Millionen von Jahren, bis aus totem organischen Material unter Sauerstoffabschluss, hohem Druck und Hitze Erdöl oder Kohle entstehen. Wenn wir fossile Rohstoffe verbrennen, gelangt also CO2 aus Kohlenstoffvorräten in die Luft, die davor extrem lange Zeit im Untergrund gespeichert waren.

CO2 ist jenes Treibhausgas, das hauptverantwortlich für den Klimawandel ist. Somit ist seine Bindung in Pflanzen von großer Bedeutung. Wenn durch bestimmte Ereignisse im Wald viele Bäume gleichzeitig absterben, wie es bei Stürmen, Borkenkäferkalamitäten oder auch Waldbränden geschieht, werden auch große Mengen an gebundenem Kohlenstoff freigesetzt. Je länger aber Kohlenstoff in organischem Material gebunden bleibt, umso weniger Treibhausgase sind in der Luft verfügbar. Durch die Verwendung langlebiger Holzprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, etwa in Möbeln oder Holzbauwerken, kann der Kohlenstoffkreislauf und damit die Emission von CO2 hinausgezögert werden.

Welche Rolle der Wald im Klimawandel als Speicher von Kohlenstoff spielt, thematisiert auch der Film "Kohlenstoffspeicher Wald" aus der Reihe GENial - Der Wald im Klimawandel. 

Mehr über den Nahrungskreislauf im Wald

Mit der Natur arbeiten – Berufe rund um Wald und Holz (Juni 2021)

Das Hobby zum Beruf machen? Für einige Naturbegeistere hat sich dieser Traum erfüllt, denn sie haben in ihrem Beruf mit Wald und Holz zu tun. So können sie je nach Job entweder tagtäglich draußen an der frischen Luft und im herrlich grünen Wald sein, oder aber mit dem faszinierenden Werkstoff Holz arbeiten. Die Palette an waldbezogenen Berufen ist groß und reicht von Waldarbeiter*innen über Berater*innen bis zu Tischler*innen. Insgesamt sind in Österreich etwa 300.000 Menschen entlang der Wertschöpfungskette Wald-Holz beschäftigt.

Der wohl bekannteste Beruf im Wald ist der Förster bzw. die Försterin. Das romantische Bild, das in alten Heimatfilmen veranschaulicht wird, trifft auf moderne Förster*innen allerdings kaum mehr zu. Das Aufgabenfeld ist sehr breit und statt mit Bergstock und Gewehr sieht man Förster*innen heute häufig mit Tablet und GPS-Gerät. Denn auch im Wald ist das digitale Zeitalter angekommen und Förster*innen erheben viele Daten, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sicherstellen zu können. So wird zum Beispiel die Entwicklung der Borkenkäferpopulation beobachtet, um im Bedarfsfall schnell reagieren zu können. Auch die Planung von Pflegemaßnahmen, Aufforstungen und Nutzungen sowie das Markieren der zu fällenden Bäume obliegt oft Förster*innen. Für diesen Beruf wird eine schulische Ausbildung an der HBLA für Forstwirtschaft in Bruck an der Mur benötigt, die mit der Matura abgeschlossen wird. Nach einer anschließenden zweijährigen Berufspraxis kann eine staatliche Prüfung abgelegt werden. Unsere Wälder sind also in guten Händen.

Wenn man bei einem Waldspaziergang laute Motorengeräusche hört, werden diese oft von einer Kettensäge stammen. Waldarbeiter*innen fällen Bäume um nachhaltig Holz zu ernten und nachwachsenden Bäumen, der sogenannten Verjüngung, Platz und Licht zu geben. Bäume fällen ist eine sehr gefährliche Aufgabe, deshalb tragen die Waldarbeiter*innen eine persönliche Schutzausrüstung. Diese besteht aus einem Helm mit Gehör- und Gesichtsschutz, einer speziellen Schnittschutzhose, welche bei einem Unfall die Kettensäge binnen Sekundenbruchteilen abstellt, Sicherheitsschuhen, Arbeitshandschuhen und auffallender Kleidung, um im Wald gesehen zu werden. Von dem Waldpersonal werden aber auch regelmäßig neue Bäume gepflanzt. Auch die Waldpflege ist eine wichtige Tätigkeit, bei der kranke oder nicht geeignete Bäume entnommen und gesunde, stabile Bäume gefördert werden. Für den Beruf des*der Waldarbeiter*in wird eine dreijährige Lehre absolviert, die mit der Lehrabschlussprüfung und dem Berufstitel „Forstfacharbeiter*in“ abgeschlossen wird.

Wenn ein Baum geerntet wurde, wird der nachhaltig produzierte Rohstoff Holz zumeist in einem Sägewerk weiterverarbeitet. Hier fertigen Sägewerksarbeiter*innen aus den runden Stämmen Materialien für die Bau- und Möbelindustrie, unter anderem Bretter, Kanthölzer, Pfosten oder Latten. Nachdem das Holz gut getrocknet ist, werden diese Materialien an weiterverarbeitende Firmen geliefert. So bauen zum Beispiel Tischler*innen daraus Möbel oder Zimmerleute Holzhäuser.

Was wäre der Wald ohne seine tierischen  Bewohner? Gesunde Wildtierpopulationen sind wichtig um das Gleichgewicht in der Natur aufrecht zu erhalten. Genau darum kümmern sich die Jäger*innen im Wald. Da wir Menschen einen Großteil der Lebensräume von Reh, Hirsch, Hase und Co mittlerweile für uns beanspruchen, greifen Jäger*innen dort ein, wo die Natur nicht mehr von alleine im Gleichgewicht ist. Damit helfen sie, Schäden an Bäumen und in der Landwirtschaft zu vermeiden, Futter in Notzeiten bereitzustellen und kranke oder überzählige Tieren zu entnehmen, um die restlichen zu schützen. Um Berufsjäger*in zu werden ist, ist eine zweijährige Ausbildung an einer Forstfachschule mit anschließenden Lehrjahren in einem Ausbildungsbetrieb Voraussetzung.

Die Arbeit mit Wald und Holz bietet also vielfältige und abwechslungsreiche Möglichkeiten. Genaueres zu den verschiedenen Tätigkeitsfeldern können im Unterrichtsmaterial Berufe rund um Wald und Holz erforscht werden.

(Text: Joseph Hinterberger | WALD trifft SCHULE)

 

Weitere Informationen:

https://www.forstfachschule.at/

https://www.forstschule.at/

https://www.berufsjaeger.at/berufsbild-jaeger/ausbildung.html

Tiere und Pflanzen auf Reisen (Mai 2021)

Wir schreiben das Jahr 1492. Durch die Entdeckung Amerikas verändert sich die Welt grundlegend. Mit der zunehmenden Globalisierung wird die Artzusammensetzung der unterschiedlichsten Regionen stark beeinflusst: Sogenannte Neobiota, also Pflanzen (Neophyten) und Tiere (Neozoen), die nach 1492 in neuen Regionen angesiedelt wurden, sind ein nicht immer gewünschter Nebeneffekt des globalen Austauschs. Rund 63 % der europäischen Neophyten wurden als Kultur- und Zierpflanzen bzw. Haustiere ganz bewusst nach Europa eingeführt, die restlichen Arten wurden jedoch ohne Absicht der Menschen transportiert. Tiere und Pflanzen die auf natürliche Weise bei uns eingewandert sind, zum Beispiel in Folge klimatischer Veränderungen, gelten nicht als Neobiota, da es sich in diesem Fall um einen natürlichen Prozess handelt.

Wenn in den unterwanderten Ökosystemen natürliche Feinde, Konkurrenz mit anderen Arten oder ungünstige Klimabedingungen als limitierende Faktoren fehlen, können sich Neobiota oft rasch und unkontrolliert vermehren. Solche als invasiv bezeichneten Arten können sich so stark ausbreiten, dass sie bestehende Bewohner eines Ökosystems verdrängen. Die fehlende Co-Evolution, also die gemeinsame Entwicklung und gegenseitige Anpassung von Arten und Gegenspielern über Jahrtausende hinweg, birgt auch Gefahren für den Menschen, da zum Teil gesundheitliche Probleme, etwa durch Allergien, ausgelöst werden können.

Viele Neobiota bringen jedoch auch Vorteile mit sich. So sind zum Beispiel Kartoffeln, Mais oder Tomaten beliebte Lebensmittel geworden. Andere eingebrachten Arten werden bereits als natürlich wahrgenommen, wie etwa der Fasan, das Mufflon oder die Regenbogenforelle. Ein kleiner Teil der eingebrachten Arte, wie etwa der Japanische Staudenknöterich oder der Riesenbärenklau, kann jedoch ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden verursachen. Ein bewusster Umgang mit invasiven Arten und eine aufklärende Öffentlichkeitsarbeit sind daher nötig um sensible Ökosysteme zu schützen und das ökologische Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Es wird davon ausgegangen, dass es in Europa rund 12.000 und in Österreich rund 2.000 Neobiota gibt, die sich über die Zeit an die neuen Ökosysteme anpassen und diese verändern, bis ein neues Gleichgewicht entsteht.

Mehr über dieses Thema ist auch in den Unterrichtsmaterialien Neobiota unter uns oder Neobiota im Wald zu finden

(Text: Josef Hinterberger | WALD trifft SCHULE)

 

Weite Informationen zu Neobiota:

https://naturschutzbund.at/neobiota-in-oesterreich.html

https://www.neobiota.steiermark.at/

Schmaler Streifen - große Wirkung: Flurgehölze bieten besonderen Lebensraum (April 2021)

Kleinräumige Landschaftselemente haben oft große Bedeutung für die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt.

Obwohl Windschutzgürtel, Hecken oder Baumreihen entlang von Bächen, die alle als Gehölzstreifen oder auch Flurgehölze bezeichnet werden, oft wie bloßes Gestrüpp wirken, erfüllen diese Landschaftselemente vielfältige Aufgaben. Die abwechslungsreichen Strukturen der Flurgehölze bieten Lebensraum für Tiere, schützen den Boden und liefern Holz als nachwachsenden Rohstoff.

Die oft kleinflächigen, schmalen Gehölzstreifen weisen zudem eine sehr hohe Artenvielfalt auf. Denn die unterschiedlichen Bedingungen zwischen dem lichtbeschienenen Außenrand und dem schattigen Inneren kommen einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen zugute, die auf solche Nischen spezialisiert sind. Außerdem ermöglichen die langgezogenen Gehölzstreifen eine Verbindung zwischen sonst isolierten Ökosystemen, welche gerne von Kleinlebewesen (z.B. Insekten oder Amphibien) genützt werden. Auch größere Tiere wie Rehe nützen in landwirtschaftlich genützten Regionen Flurgehölze um Nahrung und Deckung zu suchen. Alt- und Totholz, sowie beerentragende Sträucher bieten optimale Lebensbedingungen für viele Sing- und Greifvögel. Durch die schattenspendenden Baumkronen bleibt das Wasser in angrenzenden Bächen kühler. Das sauerstoffreichere Wasser wirkt sich damit auch positiv auf die Fischpopulationen aus.

Bäume haben in Flurgehölzen nicht nur eine positive Wirkung auf die Tierarten. Ein dichter Unterwuchs verhindert die Abtragung des Bodens. Durch das Wurzelwerk der Bäume werden Uferböschungen entlang von Bächen stabilisiert. Da es jedoch auch zu Verklausungen und damit zu Hochwasser kommen kann, wenn größere Äste und Baumstämme in Bäche fallen und an Engstellen hängen bleiben, ist eine Bewirtschaftung und Betreuung der Flurgehölze besonders wichtig.

Die aktive Bewirtschaftung der Flurgehölze bietet viele Vorteile, wie zum Beispiel den Erhalt der Schutz- und Lebensraumfunktion, die diese erfüllen. Als Landschaftselement bringen Flurgehölze räumliche Abwechslung in landwirtschaftlich geprägten Regionen. Das bei der Bewirtschaftung anfallende Holz wird zudem als wichtiger Rohstoff für Bauten, Möbel oder auch als Energielieferant verwendet.
So bieten intakte Flurgehölze viele Vorteile für Mensch und Natur. Welche besonderen Strukturen und Lebensräume für einige Tierarten wichtig sind, wird beispielsweise in den Waldsteckbriefen vermittelt.

(Text: Josef Hinterberger | WALD trifft SCHULE)

Mehr dazu:

hhttps://www.purgstall-erlauf.gv.at/system/web/zusatzseite.aspx?detailonr=219067666  https://www.land-oberoesterreich.gv.at/files/publikationen/forst_flurgehoelze.pdf

 

Waldpädagogik – Bewusstsein schaffen für Groß und Klein (März 2021)

Die Augen öffnen und bisher unbeachtete Schätze des Waldes entdecken – das ist das Ziel der Waldpädagogik.

Im Wald fühlen wir Menschen uns wohl. Neben der Gelegenheit für Erholungssuchende, in angenehmer Atmosphäre dem stressigen Alltag zu entfliehen, bietet das Ökosystem Wald für uns alle auch die Möglichkeit, Neues zu lernen und spannende Erfahrungen zu sammeln. Mit spielerischen und praxisbezogenen Ansätzen bringen Waldpädagog*innen Naturbegeisterten die natürlichen Abläufe und Zusammenhänge im Wald näher und schaffen so Bewusstsein für unsere Natur. Gerade bei Kindern fördert das Entdecken des Waldes soziales Lernen, Selbstständigkeit und Kreativität. Die Naturerfahrungen mit allen Sinnen kennen jedoch keine Altersgrenzen - von Kleinkindern bis zu Senior*innen können sich alle einer waldpädagogischen Führung anschließen.

So schafft die Waldpädagogik ein altersgerechtes Walderlebnis, das eine nachhaltige Beziehung zwischen Mensch und Wald aufbaut. Der Inhalt der Führungen wird je nach Bedarf, Jahreszeit und Altersgruppe angepasst. Die Themenwahl ist vielfältig und reicht von klassischen Waldführungen bis hin zu Spezialthemen rund um Wald und Wild, den Wasserhaushalt im Wald, die Artenvielfalt in speziellen Lebensräumen oder auch Schneeführungen. Von der Verbesserung der Motorik eines Kleinkindes, über den Stressabbau bei Erwachsenen bis hin zur Förderung des sozialen Miteinanders bei Senior*innen - der Wald bietet für jede*n Entfaltungsmöglichkeiten.

Als vergleichsweise junge Disziplin ist die Waldpädagogik seit etwa 30 Jahren in Österreich etabliert und wird durch einen eigenen Zertifikatslehrgang an den forstlichen Ausbildungsstätten und durch den Verein der Waldpädagogik in Österreich unterstützt. Neben Waldführungen durch zertifizierte Forstleute, Lehrer*innen und Praktiker*innen bestehen auch Angebote von knapp 20, im ganzen Bundesgebiet verteilten Waldschulen. Für unsere Kleinsten sind Waldkindergärten Teil der elementaren Bildungslandschaft. So sind über 33 Kindergartengruppen sind österreichweit in den Wäldern unterwegs.

Gerade im digitalen Zeitalter entfernen wir uns immer weiter von der Natur. Umso größere Bedeutung kommt dem Dialog zwischen Mensch und Wald zu, den die Waldpädagogik auf vielfältige Weise ermöglicht.

(Text: Josef Hinterberger |WALD trifft SCHULE)

Mehr dazu:

Waldpädagog*innen finden

https://www.waldpaedagogik.at/

https://info.bmlrt.gv.at/im-fokus/bildung/wissensangebote/wald/waldpaedagogik.html 

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