Der Gedenktag wurde ins Leben gerufen, um Aufmerksamkeit auf ein komplexes Ökosystem zu lenken, das zahlreiche Leistungen für uns alle erbringt - als nachhaltiger Rohstofflieferant, Lebensgrundlage, Arbeitsplatz oder auch als wirksame CO2-Senke. Wo welche Art von Wald vorkommen kann, ist dabei von einem sensiblen Zusammenspiel verschiedener Bedingungen abhängig.
Jede Baumart hat bestimmte Ansprüche an ihren Wuchsstandort, auch „ökologische Amplitude“ genannt: Sie braucht eine bestimmte Menge an Niederschlag, einen bestimmten Temperaturbereich, Sonnenlichtstunden und bestimmte Bodeneigenschaften. Wenn einer dieser sogenannten Standortfaktoren nicht passt, kann auch die Baumart nicht gedeihen.
So ist die Fichte beispielsweise an jährliche Niederschlagsmengen zwischen ca. 800 und 2.000 mm angepasst und bevorzugt eine Durchschnittstemperatur von 6 bis 8° C. Traubeneichen hingegen benötigen wärmere Lagen mit Jahresmitteltemperaturen von 8,5 bis 11,5° C und kommt mit sehr trockenen Standorten gut zurecht. Rotbuchen meiden Böden mit einem sehr niedrigen ph-Wert und Staunässe, also wasserundurchlässigen Schichten, während Schwarzerlen gerade an solche Stauwasserböden angepasst sind. Lichtbaumarten, wie die Weißkiefer oder die Lärche benötigen viel Sonneneinstrahlung, während beispielsweise junge Tannen nur im Schatten anderer Bäume aufkommen.
Neben diesen Standortfaktoren, die das potentielle Vorkommen von Baumarten bestimmen, spielen noch zahlreiche andere Einflüsse mit, die für ihr tatsächliches Vorkommen mitverantwortlich sind: Da wäre zum einen die Konkurrenz anderer Arten. Kiefern etwa hätten theoretisch aufgrund ihrer geringen Standortansprüche ein sehr großes potentielles Verbreitungsgebiet, doch sie können sich anderen Baumarten gegenüber im Kampf um Wasser, Licht und Nährstoffe oft nicht durchsetzen und werden hauptsächlich dort vorgefunden, wo andere Baumarten zu wenige Nährstoffe, ungeeignete Böden oder zu wenig Wasser vorfinden.
Darüber hinaus spielen Einflüsse von Wildtieren und Störungsereignissen, wie Lawinen, Feuer oder Stürme eine Rolle bei der Verbreitung von Baumarten.
Nicht zuletzt wirken auch wir Menschen stark darauf ein, wo welche Waldgesellschaften entstehen. Siedlungstätigkeit, land- und forstwirtschaftliche Nutzung, aber auch die Erfüllung spezieller Anforderungen, wie der Schutz vor Naturgefahren oder die Bereitstellung von Trinkwasser prägen die heimischen Waldgesellschaften ganz entscheidend.
Hinzu kommt noch der Klimawandel, der dafür sorgt, dass sich vielerorts die Standortfaktoren und damit auch die Verbreitungsareale der heimischen Baumarten verändern.
Weitere Informationen rund um den Klimawandel und die komplexen Aspekte des Ökosystems Wald können mit der Unterlage „12 Rätsel der Waldforschung“ für die Sekundarstufe I behandelt werden.
(Text: Valerie Findeis |WALD trifft SCHULE)
Mehr zum Tag des Waldes: https://info.bmlrt.gv.at/service/veranstaltungen/wald/internationaler-tag-des-waldes.html