Auen entstehen an den Schnittstellen zwischen Gewässern und Landlebensräumen. Sie entwickeln sich im Spannungsfeld zwischen nass und trocken und werden von wechselndem Hoch- und Niederwasser, sowie der daraus folgenden Abtragung und Anlandung geprägt. Auwälder brauchen also regelmäßige Hochwässer und sind daran perfekt angepasst. Die Dynamik der Überschwemmungen lässt eine Vielfalt an Biotopen entstehen, zum Beispiel Neben- und Altarme, Uferzonen oder Heißländen, die zu einer enormen Artenvielfalt in Auwäldern führen. Die Bewohner dieser zahlreichen kleinstrukturierten Lebensräume sind an die Bedingungen gut angepasst, oft sogar auf regelmäßige Überflutungen angewiesen und damit über die Flussentwicklung mit dem komplexen Ökosystem vernetzt.
Alle ökologischen Eigenschaften, wie das Vorkommen bestimmter Arten, ihre Vermehrung sowie Konkurrenzverhältnisse und viele weitere Prozesse werden in Auwäldern durch das Fließgewässer bestimmt. Je nach Einflussstärke der Überschwemmungsdynamik und damit nach vorhandener Vegetation kann zwischen harter und weicher Au unterschieden werden:
Die weiche Au liegt nahe am Fluss, die Landschaft wird dadurch sehr häufig überschwemmt. Das Wasser formt die Ufer neu und spült bereits angewurzelte Pflanzen fort. Pionierbaumarten wie Weiden, Pappeln oder Erlen sind die Baumarten, welche trotz der Dynamik die überfluteten Bereiche der weichen Au rasch wieder besiedeln können.
Die harte Au hingegen liegt entweder höher als die weiche Au, oder ist weiter vom Fluss entfernt. Überschwemmungen treten hier nur unregelmäßig auf, sind aber trotzdem ein Teil des Ökosystems. Eichen, Linden, Ulmen und Eschen bilden hier die Waldgesellschaft.
In den letzten Jahrzehnten hat der Mensch jedoch stark in dieses Ökosystem eingegriffen, sodass die meisten Flüsse nicht mehr regelmäßig über die Ufer treten. Wasserbauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel Flussbegradigungen, Kraftwerksbau oder die Errichtung von Hochwasserdämmen, haben ebenso zur Veränderung von Auwäldern beigetragen wie Siedlungsausweitung. Zusätzlich machen invasive Krankheiten wie das Eschentriebsterben oder die Ulmenwelke wichtigen Baumarten in Auwäldern genauso zu schaffen wie einige eingewanderten, invasiven Pflanzenarten. Genaueres zur Problematik dieser sogenannten „Neobiota“ bereitet unter anderem das Stundenbild „Neobiota im Wald“ für den Schulunterricht auf.
Die genannten zahlreichen Faktoren verändern das Ökosystem Auwald und die Symbiose zwischen Fluss und Landschaft. Doch seit die Bedeutung des besonderen Lebensraums vermehrt in den Fokus der Bevölkerung gerückt ist, werden wieder vermehrt Renaturierungen an empfindlichen Flussabschnitten durchgeführt. Gepaart mit verantwortungsbewusster Forstwirtschaft kann diese Rückführung in das dynamische Gleichgewicht eine Chance für den Erhalt der Auwälder und ihrer einzigartigen Ökosysteme bieten.
Mehr dazu:
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/naturschutz/gewaesser/auwaldbewirtschaftung
https://www.naturparke.at/ueber-uns/biologische-vielfalt/fliessgewaesser-und-auwald/